Wie finde ich den richtigen Rollstuhl?

In den letzten Jahre haben sich die Preise für Standardrollstühle stark reduziert. Dies war vor allen durch das erhöhte Angebot von Standardrollstühlen aus Fernost getrieben. Europäische Herstellen von Qualitätsrollstühlen haben angefangen, sich nach Asien zu orientiert um den fallenden Preise entgegen zu wirken und um so auf dem Rehamarkt weiterhin kompetitiv zu bleiben. Einerseits ist dies natürliche eine gute Sache für den Endkunden in Europa, denn er hat für Standardrollstühle immer weniger zu bezahlen. Andererseits hat sich die Anzahl an Billigware vervielfacht, die nicht mehr den Qualitätsansprüchen der Endkunden entsprechen.
Was nützt es einer betroffenen Person billig einzukaufen, danach jedoch den erwarteten Komfort zu missen und nur Probleme mit dem Produkt zu haben? In der heutigen Welt von „Geiz ist geil“ geht es darum, sich in der unübersichtlichen Rehawelt zurecht zu finden und dabei günstig von billig unterscheiden zu können. Wir möchten Ihnen auf eine einfache Art und Weise helfen, das richtige Produkt zu finden ohne das Augenmerk auf die Qualität zu verlieren.

Ein Rollstuhl kann nicht leicht genug sein!

rollstuhl

Neben dem Preis gilt stets ein wesentliches Grundprinzip bei Standardrollstühlen: Ein Rollstuhl kann nicht leicht genug sein! Wie wir alle aus dem Schulunterricht wissen, korreliert die Reibungskraft direkt mit dem Rullstuhlgewicht und dem Reibungskoeffizienten der Räder. Das heisst, je schwerer der Rollstuhl ist, desto schwieriger und kraftaufwendiger ist es, sich im Rollstuhl fortzubewegen. Das Gewicht des Fahrgestells spielt dabei eine wesentliche Rolle. Jedoch tragen auch Kompontenten wie zum Beispiel eine Trommelbremse zum Gewicht bei.

Es gibt drei Kriterien die wir näher erläutern möchten, die Ihnen bei der Auswahl helfen sollen:

Ausschliessende Auswahlkriterien

Grundsätzlich gibt es nur drei ausschliessende Auswahlkriterien, die Ihnen aber bereits das grosse Angebot an Rollstühlen stark einschränken kann.

Grundsätzlich bieten Hersteller von Rollstühlen unterschiedlichste Rollstuhlgrössen an. Die zwei wesentlichen Optionen sind die Sitzbreite und die Sitztiefen. Die Sitzbreite variiert von 36cm bis 52cm. 42cm ist dabei eine Sitzbreite die fast allen Menschen genügend Komfort bietet. Die Standardsitztiefe liegt bei 42cm.

Einschränkende Auswahlkriterien:

Wir werden nun von unserem Grundprinzip „ein Rollstuhl kann nicht leicht genug sein“ ausgehen und je nach Ihren Bedürfnissen Komponenten und damit Gewicht hinzufügen. Ausgangslage ist damit ein Standardrollstuhl mit Aluminiumrahmen (Aluminium ist wesentlich leichter als Stahl) ohne Trommelbremsen.
Die erste Frage die sich stellen müssen um zu entscheiden, ob sie von der Ausgangslage abweichen müssen:

Wo verwenden Sie den Standardrollstuhl?

Ich verwende meinen Rollstuhl ausschliesslich Zuhause

In seinen eigenen vier Wänden ist das Gelände eben. Falls sie einen Boden haben mit tiefem Reibungskoeffizient (Holz, Stein) können Sie sich sogar überlegen einen etwas günstigeren Stahlrahmen zu nehmen. Falls der Reibungskoeffizient auch ab und zu etwas höher ist (Laminatboden, häufig in Küchen und Bad), dann lohnt es sich bereits einen Aluminiumrahmen zu nehmen. Zudem können Sie jegliches Zubehör auf ein Minimum reduzieren. Sie brauchen zum Beispiel keine Trommelbremsen.
Achten Sie auch auf Farbe (Schwarz oder Grau) und Material (Polyuretan oder Gummi) der Räder. Schwarze Reifen sind primär aus Gummi, luftbereift und strapazierfähiger und damit eher für den Aussenbereich gedacht. Schwarz Gummireifen können schwarze Marken auf dem Boden hinterlassen und eignen sich daher nicht so sehr für den Innenbereich.

Ich verwende meinen Rollstuhl drinnen, gehe aber auch gerne mal raus

Es stellen sich sofort zwei Fragen:

  1. Werden Sie gestossen oder fahren Sie den Rollstuhl selbst?
  2. Wohnen Sie in einem flachen oder eher einem hügeligen Gelände?
    Falls Sie gestossen werden und in einem hügeligen Gelände wohnen, empfehlen wir definitiv eine Trommelbremse. Zudem sollte die Stossgriffe für die Begleitperson ideal eingestellt werden können. Eine Standard-Stossgriffhöhe liegt bei 91cm. Zudem sollten Sie sich für einen Aluminiumrahmen entscheiden, denn auch für einen Begleitperson gilt unser Grundprinzip. Je schwerer der Rollstuhl desto mehr Kraft muss die Begleitperson aufwenden. Falls das Gelände flach ist können Sie auf eine Trommelbremse verzichten und dabei etwas Geld und Gewicht sparen.

Wenn Sie selbst fahren, ist es wichtig auf einen guten Bremsmechanismus zu achten. Schauen Sie dabei in erster Linie, dass eine Feststellbremse vorhanden ist. Die Mechanik der Bremse kann ebenfalls unterschiedliche Qualitätsmerkmale aufweisen. Achten Sie dabei, ob der Bremsmechanismus stabil gebaut ist. Fragen Sie sich, wenn Kraft auf den Mechanismus wirk, kann er sich verbiegen?

Ich bin drinnen, gehe aber auch gerne mal raus und benutze zudem ein Auto

Sobald das Auto ins Spiel kommt, ist ein Faltmechanismus unabdingbar (kein Starrahmen). Zudem sollten Sie sich an dieser Stelle für einen Aluminiumrahmen entscheiden, da der Rollstuhl leichter zu verladen ist. Wichtig sind auch abnehmbare Fussplatten und Armlehnen sowie verstellbare Stossgriffe. Falls Sie gestossen werden, könnte auch eine Kombination aus einem Rollstuhl für Zuhause und einem sehr leichten Transitrollstuhl eine gute Option sein.

In der folgenden Grafik finden Sie eine Zusammenfassung der Auswahlkriterien und eine Empfehlung, welchen Standardrollstuhl aus unserer Sicht ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis darstellt:

kombination
Kann auch in Kombination mit einem Transportrollstuhl verwendet werden

Sobald Sie sich etwas näher mit den ausschliessenden und den einschränkenden Auswahlkriterien befasst haben, geht es darum ein genaues Augenmerk auf die Qualität und die Funktionalität zu legen. Zudem sollten Sie sich achten, was genau (Zubehörprodukte) im Preis inbegriffen ist.

Qualitäts- und Funktionalitätskriterien im Vergleich

qualitaet

Zum Schluss noch ein Geheimtipp

Billige Standardrollstühle haben oft gewisse Einbussen in der Stabilität des Rahmens. Die Folge ist, dass der Rahmen verzogen ist und damit auch der Winkel der Räder. Das heisst, die Hinterräder laufen nicht mehr 100% parallel. Dadurch erhöht sich die Reibung und Sie werden schneller müde oder falls Sie gestossen werden ihre Begleitperson.
Nehmen Sie ein Messband und messen Sie die Distanz zwischen den beiden Hinterräder. Messen Sie dabei einmal am vorderen Ende der Hinterräde und einmal am hinteren Ende. Falls die Distanz nicht gleich ist, laufen die Räder nicht parallel. Aus Toleranzgründen kann es immer leichte Abweichungen geben, jedoch sollten diese unter einem cm liegen.